Haag-Streit AG: 1858 - 2008 - 150 Jahre Haag-Streit

Titel
1858 – 2008 — 150 Jahre Haag-Streit / 150 Years of Haag-Streit. Textredaktion: Simon Wernly, Bildredaktion: Chris Haag


Herausgeber
Haag-Streit AG, Köniz
Erschienen
Bern 2008: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
290 S.
Preis
ISBN
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Walter Thut

Aufs 150-Jahr-Jubiläum der Firma für Präzisionsinstrumente Haag-Streit in Köniz im Jahr 2008 hat sich eine ganze Schar ehemaliger Mitarbeiter daran gemacht, längst vergessen Geglaubtes aus der Geschichte der Firma ans Tageslicht zu holen, Dokumente zu sichten und ihnen durch Kommentare wieder Leben einzuhauchen, mithilfe von Fachleuten aus Archiven und Bibliotheken, Partnerunternehmen und befreundeten Privatpersonen die Geschichte einer mechanischen Werkstätte nachzuzeichnen, die erst in der Innenstadt von Bern, heute am Südrand der Agglomeration von Bern diskret, aber umso erfolgreicher wirkt. Simon Wernly und Chris Haag ist es dabei gelungen, den langen Weg der Firma Hermann & Studer (ab 1865 Hermann & Pfister), einer Firma für «Construction optischer, physikalischer und meteorologischer Instrumente», die sich später Pfister & Streit, A. Streit und seit 1924 Haag-Streit «Mathemat. physikal. Werkstätte » nannte und schliesslich zu einer Werkstätte für Präzisionsmechanik wurde, spannend zu schildern und diese bernischen Beiträge zur Entwicklung der Technik ins rechte Licht zu rücken. Die durchgehend in Deutsch und Englisch gehaltene, 290 Seiten starke Schrift ist farbig und reich illustriert und für ein breites Publikum geschrieben.

Abgesehen von der Initiative und dem Einfallsreichtum der beiden Firmengründer Friedrich Hermann und Hermann Studer selbst, waren es die Bedürfnisse der im Aufbau begriffenen Naturwissenschaften als akademische Disziplin und die Person des ersten Assistenten und späteren Professors an der philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern, Heinrich Wild (1833–1902), die der Firma nach ihrer Gründung Aufträge brachten: Zum Beispiel waren 1862 für das erste gesamtschweizerische Messnetz 88 meteorologische Messstationen anzufertigen, ein Auftrag, den die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft auf Empfehlung von Heinrich Wild an die Firma Hermann & Studer vergab. Dazu kamen in diesen Jahren andere Messgeräte wie Präzisionswaagen, Gewichtssätze und andere Produkte für die Metrologie, die Massund Gewichtskunde, aber auch Geräte für die Geodäsie, die Wissenschaft von der Erdvermessung. 1923 wurde der erste Polarkoordinatograph ausgeliefert und zu Beginn des Ersten Weltkrieges war A. Streit der Armee zu Diensten mit Kühlpumpen für Sturmgewehre, Seitenrichtskalen für schwere Geschütze und anderen Beobachtungsinstrumenten. Die Arbeiten für den Simplontunnel nach der Wende zum 20. Jahrhundert wurden mit Stativen und Visierlampen der Firma Pfister & Streit begleitet.

1906 wurde ein anderes optisches Gerät, das Ophthalmometer, an der internationalen Ausstellung in Mailand mit der Goldmedaille ausgezeichnet, und zehn Jahre später kam ein Gerät auf den Markt, das heute ein Paradepferd der Firma Haag-Streit ist und für das man aus der ganzen Welt in Liebefeld anklopft: das Spaltlampen-Mikroskop, weiterentwickelt und immer wieder verbessert zusammen mit dem Berner Ophthalmologen Professor Dr. Hans Goldmann (1899–1991), ab 1923 Assistent von Professor August Siegrist und von 1935 bis 1968 selbst Leiter der Universitäts-Augenklinik am Insel- Spital. Mit ihm wurden in den folgenden Jahren noch so manche Weiterentwicklung und neue Geräte zum Fachgebiet der Augenheilkunde zustande gebracht, so das Adaptometer nach seinen Studien der Nachtsehfähigkeit, ein Perimeter nach neuen Erkenntnissen zur Messung des Sehfeldes, das Applanations-Tonometer nach Goldmanns Forschungen zum Glaukom (grüner Star). Die spätere Beschränkung auf Geräte für die Ophthalmologie ist mit dieser engen Zusammenarbeit mit der Berner Augenklinik zu erklären. So soll sich Professor Goldmann mit seinen technischen Wünschen jeweils direkt an die Konstrukteure in Liebefeld und unter ihnen gerne an seinen Vertrauten Hans Papritz gewandt haben. 1908 stattete die Firma den Neubau der Klinik mit Geräten aus. Ein Akt, der 2009 aus Dankbarkeit für die lange Zusammenarbeit und anlässlich des Jubiläums in ähnlicher Weise wiederholt wurde, indem die Firma der Universität ein Laser-Labor schenkte (siehe dazu «unilink» vom Dezember 2009, S. 3)

Zitierweise:
Walter Thut: Rezension zu: Haag-Streit AG, Köniz (Hrsg.): 1858 – 2008 — 150 Jahre Haag-Streit / 150 Years of Haag-Streit. Textredaktion: Simon Wernly, Bildredaktion: Chris Haag, Bern, Stämpfli Publikationen AG, 2008. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 72, Nr. 2, Bern 2010, S. 170-172.

Redaktion
Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 72, Nr. 2, Bern 2010, S. 170-172.

Weitere Informationen
Klassifikation
Region(en)
Mehr zum Buch
Inhalte und Rezensionen
-
Verfügbarkeit
-